Wird Bier teurer?
„Die wirtschaftliche Existenz von hunderten Kleinbauern steht mit der Reform der Landwirtschaftsförderung auf dem Spiel“, mit diesen Worten hat sich Landtagsabgeordneter Rainer Ludwig (FREIE WÄHLER) an Agrarministerin Michaela Kaniber gewandt. Durch neue Richtlinien in der Agrarförderung werden Landwirten im kommenden Jahr etliche neue ökologische Auflagen erteilt. „Einen möglichst nachhaltigen, gesunden sowie ökologisch verträglichen Lebensmittel-Anbau begrüße ich ausdrücklich“, so MdL Ludwig, „allerdings müssen diese Vorgaben in der Praxis auch umsetzbar sein“.
Doch vor allem in einer Regelung sehen viele Landwirte aus Oberfranken ein enormes Hindernis: Sie sollen verpflichtet werden, ihre Äcker im Winter zu begrünen. Nur dann erhalten sie ab 2023 die dringend notwendigen Förderungen der EU. „Für diese Maßnahmen haben wir allgemein großes Verständnis“, erklärt Hans Pezold, Vorsitzender des oberfränkischen Braugerstenvereins und selbst Landwirt im Kulmbacher Oberland. „Allerdings ist dies speziell beim Anbau von Sommergerste schlicht und ergreifend nicht realisierbar.“ Die Sommergerste müsse sehr früh im Jahr ausgesät werden und schwere Böden werden, nach einer im Herbst erfolgten tiefen Bodenbearbeitung, durch den Frost maßgeblich gelockert. Erfolgt die erforderliche tiefe Bodenbearbeitung erst im Frühjahr verliert man zum einen wertvolle Pflanzen verfügbare Wasservorräte und die über die Wintermonate natürliche, zur erfolgreichen Aussaat benötigte Bodengare. „Wenn dies durch eine Winterbegrünung verhindert würde, müssen wir mit massiven Ertragsverlusten rechnen. Der Anbau von Sommergerste wäre dann für viele Bauern unwirtschaftlich“, so Pezold weiter.
Besonders in Oberfranken ist die Sommergerste weit verbreitet. „Inzwischen haben sich aber aus den unterschiedlichsten Regionen Vereine und Verbände zu Wort gemeldet“, erklärt der Marktleugaster Landwirt. „Auch über die Landesgrenzen hinweg kommt nun Kritik. So ist beispielswiese in Thüringen eine große Diskussion entfacht.“
„Die Reform könnte dazu führen, dass heimische Landwirte die Existenzgrundlage verlieren und die Bierproduktion auf Malzimporte aus dem Ausland angewiesen ist“, stellt Pezold fest. Das würde nicht nur den Bauern, sondern der gesamten Bierwirtschaft im Land schaden.
Die Bedenken der Landwirte hat Rainer Ludwig aufgegriffen und setzt sich nun in München für den Anbau von Sommergerste ein. „Regionale Produktion, kurze Versorgungswege, das muss unser politisches Ziel sein“, drückt Rainer Ludwig sein Unverständnis in dem Schreiben an Staatsministerin Kaniber aus.
„In Zeiten von explodierenden Energiepreisen und drückender Inflation steht die Politik in besonderer Verantwortung, weitere Preissteigerungen und Belastungen der Bürgerinnen und Bürger zu verhindern“, schreibt Rainer Ludwig weiter. Laut Paragraph §17 des Fördergesetzes können Bundesländer Ausnahmen für bestimmte Pflanzensorten schaffen. „Dies muss für die Sommergerste dringend geschehen“, fordert der Landtagsabgeordnete. „So schützen wir die wirtschaftliche Grundlage zahlreicher Landwirte in unserer Heimat, bewahren die Bürgerinnen und Bürger vor weiteren Preissteigerungen und unterstützen nicht zuletzt die Jahrhunderte lange bayerische Biertradition“, schreibt MdL Ludwig abschließend in seinem Brief an die Landwirtschaftsministerin.