„Unbefriedigend – ignorant – verantwortungslos“
Landtagsabgeordneter Rainer Ludwig (FREIE WÄHLER) hat sich vor Kurzem nochmals in einem Brandbrief an die Deutsche Bahn gewandt und auf die dringende Notwendigkeit der Sanierung und des barrierefreien Ausbaus des Kulmbacher Bahnhofs hingewiesen.
Anlass des erneuten Schriftverkehrs mit dem Bahn-Konzern war ein Gratulationsschreiben des Konzernbevollmächtigten Klaus-Dieter Josel an Rainer Ludwig, nach dessen erfolgreichem Abschneiden bei der Landtagswahl im Oktober.
Nun hat der Landtagsabgeordnete eine Antwort der Bahn erhalten, „doch die Aussagen der DB sind völlig unbefriedigend und gehen in eine ganz falsche Richtung“, sagt Ludwig.
„Unsere Stadt erlebt durch seinen Status als Campusstandort eine deutliche Attraktivierung und Aufwertung. Kulmbach ist außerdem einer der bedeutendsten Nahrungsmittel-Standorte in Bayern. Als somit etablierter Wirtschaftsstandort entwickelt sich die Bierstadt durch das Jahrhundertprojekt „Campus“ auch zum erfolgreichen Bildungsstandort. Kulmbach mit seiner malerischen Kulisse und reichen Geschichte wird von immer mehr jungen Menschen als Wohnort geschätzt, der viel Charme und eine hohe Lebensqualität zu bieten hat. Dazu tragen auch die vielfältigen kulturellen sowie gastronomischen Angebote bei. Doch eine gedeihliche Entwicklung und somit auch der Wohlstand ist eng mit der Qualität des öffentlichen Nahverkehrs und der Infrastruktur verbunden“, erklärt Ludwig in seinem Schreiben.
Rainer Ludwig fährt fort: „Im Rahmen unserer Stadtentwicklung mit zahlreichen zukunftsorientierten Projekten des Stadtumbaus gilt der Bahnhof als zentrales Element für Reisende und Einheimische. Unsere Bahnlinien und Bahnhöfe müssen generell gerade für Menschen im ländlichen Raum attraktiver gemacht werden.
Leider befindet sich der Bahnhof Kulmbach in einem wirklich katastrophalen und desolaten Zustand, der nicht nur das Verkehrsangebot für Bahn-Reisende täglich beeinträchtigt, sondern auch das Bild unserer Stadt negativ prägt und inzwischen seit Jahrzehnten ein Ärgernis für unsere heimische Bevölkerung darstellt!“
Dies wirke sich ebenfalls nachteilig auf den Bildungsstandort Kulmbach aus, da Studenten und Lehrpersonal in den meisten Fällen auf die Bahn als Verkehrsmittel angewiesen sind.
Kurz vor den Feiertagen antwortete Klaus-Dieter Josel auf das Schreiben von MdL Rainer Ludwig: „Für den Bahnhof Kulmbach besteht leider zum jetzigen Zeitpunkt keine konkrete Ausbauperspektive für einen barrierefreien Ausbau. […] Unter Berücksichtigung der wesentlichen Kriterien einer Verkehrsstation wurden im Rahmen der aktuell laufenden Ausbauprogramme des Bundes und des Freistaates Bayern andere Bahnhöfe identifiziert, welche über eine noch höhere Priorität bezüglich eines barrierefreien Ausbaus verfügen.“
MdL Rainer Ludwig äußert sich enttäuscht über die Antwort der Deutschen Bahn: „Ich finde die Antwort absolut unbefriedigend! Ich kann dieses unbewegliche, starre Verhalten der DB und Herrn Josel nicht mehr nachvollziehen“, sagt Ludwig, der als Mitglied des Wirtschaftsausschusses im Bay. Landtag den Konzernbevollmächtigen aus einigen gemeinsamen Begegnungen auch persönlich kennt.
Immerhin habe die Bahn einen bundesweiten Sanierungsplan vorgelegt, der vorsieht, bis 2030 etwa jeden dritten Bahnhof im Land zu erneuern. „Dass ausgerechnet Kulmbach bei diesen Plänen nach wie vor nicht berücksichtigt wird, ist nicht mehr begreifbar – ich halte das für einen enormen strategischen Fehler. Ein einfacher Blick genügt, um festzustellen, dass eine Sanierung längst überfällig ist und es auf Grund der individuellen kulmbachspezifischen Aspekte einer Einzelfalllösung bedarf.“
Seit Jahren zählt Kulmbach in bayernweiten Rankings zu den schlechtesten Bahnhöfen – doch der Zustand wird von der Bahn seit Langem stets ignoriert und es wird nichts unternommen – trotz vielfacher Aufforderungen fast aller führender Repräsentanten der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik.
Stattdessen führt Klaus Dieter Josel aus, dass „der bauliche Zustand aller Bahnsteige, der Personenunterführung und der fünf Treppenanlagen betriebssicher ist und daher derzeit kein Erneuerungsbedarf dieser Anlagen besteht.“
„Ich habe für diese Position kein Verständnis und halte die Reaktion der DB für absurd, unangemessen und höchst verantwortungslos“, erklärt der Landtagsabgeordnete.
Rainer Ludwig fordert weiterhin nachdrücklich, dass auch Kulmbach in den bundesweiten Sanierungsplan einbezogen wird und die Bahn alle nötigen Schritte unternimmt, um einen barrierefreien Ausbau schnellstmöglich in die Wege zu leiten, die Infrastruktur speziell in Kulmbach nachhaltig zu verbessern und so den Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden.
Einladung an Konzernbevollmächtigten Josel: „Eindruck vor Ort würde ‚Erneuerungsbedarf‘ deutlich machen.“
Als nächsten Schritt plant Ludwig, Klaus-Dieter Josel, den Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn, nach Kulmbach einzuladen. “Ich denke, es wäre sehr aufschlussreich, wenn Herr Josel sich persönlich ein Bild vom Zustand unseres Bahnhofs machen könnte. Ich bin überzeugt, dass ein direkter Eindruck vor Ort seine Sichtweise ändern und er auch einen erheblichen ‘Erneuerungsbedarf’ erkennen wird”, so Ludwig.
MdL Rainer Ludwig abschließend: „Es ist unerlässlich, dass die Bahn ihre Verantwortung gegenüber den Bürgern und der Stadt Kulmbach ernst nimmt. Wir brauchen dringend Investitionen in unsere Infrastruktur, um die Lebensqualität und die Zugänglichkeit für alle zu verbessern. Es geht um die Inklusion aller Bürgerinnen und Bürger, um die Sicherstellung einer modernen Mobilität und um die positive Entwicklung unserer Stadt. Die Reisenden haben in Kulmbach einen Bahnhof verdient, der die Anforderungen unserer Zeit erfüllt, keine Menschen ausschließt und der steigenden Bedeutung Kulmbachs als Campusstadt Rechnung trägt. Der Bahnhof ist das Tor zu Kulmbach und sollte als solches auch repräsentativ und zugänglich sein.”